Wann? Ein heißer Tag im Juli. Wo? Der Golfplatz des Mainzer Golfclub GmbH & Co. KG in Budenheim. Warum? Der Dreh für einen Web und Social Media Clip für den internationalen Technologiekonzern SCHOTT AG aus Mainz.
Es ist mein zweiter Dreh, den ich begleite – damit ich als neuer Marketing Manager bei Intervideo die Branche besser kennen lerne, die Abläufe, die Kunden. Meine erste Erfahrung war mein Einsatz als Setrunner bei einem 360°-Projekt. Ich freue mich also auf den Tag, denn ich war zugegebenermaßen noch nie auf einem Golfplatz.
Um 8:00 Uhr morgens am Drehtag kommt die gesamte Crew am Golfplatz zusammen: Projektleiterin, Regisseur, Kameramann, Kamera-Assistent, insgesamt etwa zehn Personen. Ich will ehrlich sein. Mein erster Eindruck von dieser Golfwelt, die ich bislang nur vom Hörensagen kannte? Ein wirklich riesiges, wunderschönes Areal und eine Menge Damen um die 70, die mit kleinen Elektroautos über das Gelände fahren oder ihre Trolleys vor sich herschieben; dazwischen ab und an noch etwas ältere Herren. Dazu passte der Anteil von Cabrios gehobener Preisklasse recht gut – Naja. Von der heutigen Filmcrew kenne ich bislang nur wenige. Gerade stehe ich neben einer jungen und sehr netten Frau und um dem Smalltalk gerecht zu werden teile ich ihr meine Meinung zum Thema Golf offenherzig mit – um einiges deutlicher als eben hier geschrieben. Dann frage ich noch: „Wer bist Du nochmal?“, denn ich hatte bei der Vorstellungsrunde wohl nicht so richtig gut aufgepasst: „Eure Kundin und ich spiele übrigens auch Golf“, sagte sie. Fettnäpfchen! Wäre ich sie gewesen, hätte ich ihren Satz sicher mit ein wenig Schadenfreude ausgekostet. Sie war aber wie gesagt nett und tat das nicht, sondern erklärte mir, dass das Golfen eben kein Sport mehr nur für die Elite ist und viel getan wird, um auch für Kinder und Jugendliche zu begeistern. Und auch meine Meinung wird sich vielleicht noch im Laufe des Tages ändern.
Es ist 9:00 Uhr, die Kameras sind aufgebaut und das Set muss natürlich gut aussehen. Da machen sich zwei Golf Carts im Hintergrund einfach gut. Wie unglaublich vielfältig die Filmbranche ist, erleben wir alle immer wieder. Man lernt immer etwas Neues dazu, so wie die Intervideo Projektleiterin Sabrina nun das Fahren dieser kleinen Geschosse. Ist sie anfangs noch unsicher ob der kaum zu bändigenden Leistung des Elektro-Aggregats, wird sie später nahezu ausgelassen über den Platz fegen.
Jetzt kommen noch die beiden Jungs von Skynamic dazu, die für uns die Drohnenaufnahmen schießen.
Dieses unbemannte Fluggerät ist ein ganz schöner Brocken und es ist beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit aber auch Präzision die Profis damit umgehen.
Die Drohne wird bei diesem Dreh die Perspektive eines hart geschlagenen Golfballs einnehmen, der direkt auf die Windschutzscheibe eines PKWs zurast. In diesem Wagen sitzt der erste unserer beiden Hauptdarsteller, der Schauspieler Marius Schneider. Jetzt sind die Temperaturen noch recht erträglich. Aber Marius wird den halben Tag im Wagen verbringen und über 30 Grad sind zu erwarten. Aber er hat den Job grandios gemeistert.
Weitaus angenehmer war es für den Regisseur Frank Sidenstein, der die Szenen von einem schattigen Plätzchen aus überwacht und Anweisungen per Walkie Talkie in den Wagen funkt.
Nach der Mittagspause bei sehr gutem Essen im Restaurant des Golfplatzes, geht es nochmal gut eine Stunde weiter, dann ist die PKW-Szene samt Luftaufnahme im Kasten. Die Leute sind alle supernett. Die Servicekräfte im Restaurant, die Angestellten ob Manager oder Gärtner und auch die Golferinnen und Golfer auf dem Rasen. Und während ich doch bei der Hitze langsam in meinen Bewegungen bedeutend langsamer werde, wuseln die Spieler energiegeladen und zielstrebig über den Platz. An Loch 18 drehen wir eine weitere Szene, den gewaltigen Abschlag Richtung Auto. Beim Essen noch erzählte unser Kameramann Harald Capota noch, wie unsinnig es doch sei, dass im Film „Armageddon“ der Bohrspezialist Bruce Willis zum Astronauten ausgebildet wird, um die Welt zu retten. Es wäre doch umgekehrt weitaus einfacher gewesen, nämlich ausgebildeten Astronauten das Wissen über das Bohren aneignen zu lassen. So haben wir nicht versucht einem Schauspieler einen halbwegs ansehnlichen Abschlag anzutrainieren, sondern holten uns den besten Golfer, den wir bekommen konnten: Nicolas Zimmermann. Nico ist Golflehrer im Mainzer Golfclub. Und das Gute daran: Er muss das Schauspielern nicht lernen, er war ein absolutes Naturtalent. Was für jeden gilt: Erst einmal geht’s in die Maske.
Und dann kommt der Dreh. Nico macht einen Probeabschlag, damit alle einen Eindruck bekommen, wie die Szene wirkt und wie der Ball fliegt. Er holt aus und zack. Irre! Niemand sieht den Ball wegfliegen. Es geht so wahnsinnig schnell und Nico schafft es, dabei noch unglaublich lässig auszusehen.
Wir sind ungemein beeindruckt. Immer mal wieder kommen Spieler vorbei, die allesamt Verständnis dafür haben und gern eine Minute warten, bis sie zwischen zwei Takes selbst abschlagen können. Irgendwie fühlt man sich hier doch ganz wohl. Und natürlich waren bis jetzt die Leute auf dem Platz, die nicht mehr arbeiten müssen, denn allmählich wird das Publikum jünger. Damen und Herren, die wohl nach der Arbeit hier ihre Entspannung suchen.
Jetzt denke ich, dass das Golfen doch eine Menge Spaß machen kann. Man hat ein Ziel, man entwickelt seine Technik weiter, will besser werden und hält sich dabei auch körperlich fit, denn an die zehn Kilometer läuft man sicher, bis man das letzte Loch gespielt hat. Dazu ist der Platz außergewöhnlich mit seiner Lage in einem ehemaligen Steinbruch. Aber eines ist klar: Wenn ich mal an diesen Sport wage, dann nehme ich meinen Unterricht bei Nico. Bald sind dann auch alle Szenen im Kasten und wir sind sehr zufrieden und gespannt, wie der fertige Film wirken wird – ich wette richtig gut!
Nachtrag: Da war die Postproduktion ja wieder mal richtig schnell. Das Ergebnis ist da und online!
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